In Korea Teil 3
Für ein extrem kleines Baseballland mit wenigen Spielern der Extraklasse pro Jahrgang wie Deutschland war es schon eine Riesensache, die letzten beiden Jahre in der Weltspitze mitzumischen.
2014 konnten die DBA-AllStars aka Deutsche Jugend Nationalmannschaft in Mexico Japan outhitten, Australien und Italien (2x) schlagen, 2015 als Europameister in Nagoya/Japan vor Korea A und den kalifornischen World Boys Powerhäusern Fresno und San Diego das Halbfinale erreichen.
Dieses Jahr muss man leider wieder etwas bescheidener denken, auch wenn es schwerfällt. Erfolg verwöhnt eben doch leicht und man muss ihn sich immer wieder neu erarbeiten. Die EM in Frankreich war doch schon ziemlich bescheiden, immerhin konnte aber zuvor der PONY Qualifier in Prag gewonnen werden, sodass der eine Teil der diesjährigen Jugend-Spieler in den USA weilt, mit Joshua Steigert, Simon Bäumer und Elian Gentner übrigens die besten Pitcher der Mannschaft und mit Merlin Bendlin der zumindest in Boca Chica und bei der EM beste Hitter.
Der andere Teil ist hier in Korea und tut sich wie schon bei der EM sehr schwer damit, zu performen, wenn es gilt. Vom letztjährigen Europameister-Team sind natürlich auch noch ein paar gute Jungs dabei (nach dem 01.04.2000 geboren), und die spielen auch stark – allen voran Jonas Van Bergen, Simon Liedtke oder auch Nic Göbert und Louis Romeyer. Bevor jetzt die Berichte zu den beiden heutigen Spielen beginnen, muss man einfach konstatieren, dass man als Baseball-Deutschland eben wohl die Kirche im Dorf lassen sollte und bei ca. 200 Spielern eines Jahrganges landesweit, die wirklich einigermaßen spielen können, nicht jedes Jahr in der Weltspitze mithalten kann – obwohl wir natürlich alles tun, um eben das doch zu gewährleisten. Korea oder Japan und viele andere Länder, mit denen wir uns hier messen dürfen, haben Hunderttausende Spieler eines Jahrganges, davon bestimmt 10.000 oder mehr, die wettbewerbserprobt in starken Ligen, oft auch das ganze Jahr über spielen und trainieren können. Das Leben in einer Baseball Sportkultur tut ein Übriges.
Spiel gegen Australien
Gegen Australien (genauer gesagt gegen ein Top Travel-Team aus Down Under, das aber nicht wirklich die Nationalmannschaft ist) sollte im ersten Spiel des Tages im tollen Nexen Heroes Stadion doch schon ein Sieg her. In den klimatisierten Dug-Outs hängt ein Schild, auf dem auch auf Englisch steht: Fear is my worst enemy – Angst ist mein größter Feind. Die Angst zu Versagen, das weiß jeder Baseball Profi, ist tatsächlich das Obstakel, das es zu überwinden gilt. Das predigen ich, Nate Trosky, Mel Stocker, alle guten Trainer, Mental Gurus und Spieler – jeder sollte das wissen, aber wenn es so leicht umzusetzen wäre, könnte es ja jeder.
Fear is my worst enemy
Starting Pitcher Nic Göbert gab zwar einen Lead Off Double ab doch danach gelangen ihm bei einem Walk drei Strike Outs. Die DBA-Batter als Hometeam begannen allerdings gegen einen zwar hart aber eigentlich nur gerade werfenden Pitcher auch mit 3 Strike Outs. Im zweiten Inning kam der erste Batter durch einen Fangfehler von Firstbaseman Maxi Siegert-Bomhard auf Base (Wurf von SS Simon Liedtke) und wie es dann eben immer so ist, folgten drei (zum Teil billige) Hits, ein Sac Fly und schon waren unsere Jungs 0 – 4 hinten.
Am Schlag nahm das Desaster seinen Lauf: K, 1 – 3, K. Das Feld spielte jetzt gut, Nic Göbert warf jetzt wieder souverän und sicher, hatte Kontrolle über all seine Pitches und ließ in den laut Regeln erlaubten vier Innings insgesamt nur 4 Hits zu. Am Schlag verkrampften die DBA-Boys aber immer mehr und da ausnahmsweise auch Jonas Van Bergen und Simon Liedtke offensiv erstmal nichts auf die Reihe brachten, hatten die Australier leichtes Spiel, entspannten sich und hatten sogar bis ins 6. Inning einen No-Hitter am Laufen. Es war ziemlich r-bärmlich.
Robert Blesing war der Pitcher ab dem 5. Inning, doch nach Walk, eigenem Wurf-Error und Sac Fly stand es 0- 5. Robert sah dieses Inning aber doch noch gut aus. Short Stop Simon machte ein great play, allerdings konnte der Ball am ersten Base wieder nicht gefangen werden (0 – 6). Nach einem weiteren Walk und Hit stand es dann 0 – 7 bevor das Inning zu Ende ging.
Im 6. Inning startete Robert wieder mit zwei Walks, nachdem offensiv die meist Looking-Strike-Out-Parade weitergegangen war, und wurde dann durch Björn Brzoska ersetzt, der –so war der Plan – mit tiefen Off-Speed Kurven das Spiel wieder beruhigen sollte. Es lief allerdings leider nicht nach Plan: Björn wurde sehr hart getackelt, 5 Line Drive Singles und Doubles in Folge für weitere 4 Runs gegen uns (0 – 13), so dass Feuerwehrmann Louis Romeyer schnellstens einspringen musste, bevor sich ein Debakel anbahnte. Louis machte seine Sache super und brachte das Inning wieder dank guter Defense zu Ende. In der zweiten Hälfte konnten wir zumindest auf die Anzeigetafel kommen und den No-Hitter der Australier auslöschen: Basehit 2nd Baseman Paul Hellwege, dann Jonas Van Bergen, der es dann doch mal wieder krachen ließ, Walk Simon Liedtke und ein Bases Clearing Double von Maxi Siegert-Bomhard sorgten für das 3 – 13, die zweite 10-Run-Rule Niederlage gegen eine Mannschaft, die man eigentlich (so ist der Anspruch) schlagen müsste, theoretisch zumindest. Naja, the memory is short, the bounceback is quick.
Spiel gegen Korea B
Im Spiel gegen die Korea B-Auswahl wurde klar, über was für ein riesiges Spielerreservoir das Land verfügt, denn die waren auch super stark, hatten am Vortag z.B. Australien nach 5 Innings mit 10 – 0 weggeputzt. Aber jetzt hatten unsere Jungs nichts zu verlieren und hängten sich richtig rein:
Wieder als Gast gestartet gingen zwar die ersten drei Batter gleich back to back to back aus, aber mit harten Kontakten zwangen sie die koreanischen Infielder zu starken Plays. Starting Pitcher Joni Ziegenhagen und Battery-Mate Frido Fink, der auch schon fehlerfrei und geschmeidig gegen Australien gecatched hatte, mussten zwar im ersten Inning zwei Runs zulassen, allerdings auch begünstigt durch einen Error von 2nd Baseman Nic Göbert.
Im zweiten Inning hatten wir nach Hits von 1st Baseman Paul Hellwege und Leftfielder Elias Redle plus Walk Rightfielder Amando Dossow schon Bases Loaded, konnten aber nichts Zählbares abholen. Joni Ziegenhagen wurde jetzt immer effektiver: mit guten Curveballs und Change-Ups hielt er die starken Koreaner Off Balance und die Infielder Hellwege, Van Bergen und Short Stop Liedtke machten reihenweise starke Plays, die Jungs sahen auf einmal richtig gut aus, spielten auf Augenhöhe.
Obere Hälfte des dritten Innings gelang dann auch der erste Run: Jonas Van Bergen war mit einem mächtigen Lead-Off Triple auf Base gekommen, Simon Liedtke reachte auch und dann war es das alte 1-3 Spiel, 1000 x geübt und auch gegen Korea erfolgreich. Leider erlosch das Feuer wieder mit 2 Strike Outs. Die Koreaner wechselten fast jedes Inning den Pitcher und der nächste war immer einen Tacken besser als der vorangegangene. In der unteren Hälfte musste Joni leider zwei Batter per Walk auf Base und dann nach Basehit und Groundball scoren lassen. Im 4. Inning war es dann offensiv wieder nichts, aber auch den Koreanern, die langsam immer intensiver fighteten, gelang nichts Zählbares – auch dank eines blitzsauberen Doubleplays Hellwege – Liedtke – Hellwege.
Ab dem 5. Inning kam dann Kevin Schnorbach, der allerdings seine Pitches zunächst nicht so gut lokalisieren konnte wie sein Vorgänger, aber sich dann in Folge doch besser einfand und überzeugen konnte. Zwei fette Doubles und ein Single und ganz schnell bauten die Koreaner ihre Führung auf 6 – 1 aus. Wer jetzt aber gedacht hatte, dass alles wieder zusammenfällt, sah sich zum Glück getäuscht – die “Alemanes” schlugen noch einmal zurück: DH Maxi Siegert-Bomhard kam per Walk auf Base und konnte nach einem schönen Triple von Nic Göbert scoren. Paul Hellwege legte mit einem weiteren Line Drive Single nach und es stand nur noch 3 – 6.
Doch die Koreaner schüttelten sich und antworteten mit Homerun, Double, Triple und Hits mit einem Walk dazwischen. Leftfielder Elias Redle konnte zwei weitere weite Schläge fangen. Im 7. Inning gelangen Jonas Van Bergen und Simon Liedtke wieder schöne Basehits, eingebettet allerdings in Strike Outs. 3 – 11 Endstand aus deutscher Sicht. In diesem Spiel hatte man aber trotz des Spielstandes dem Gegner Paroli geboten, sich für die Leistungen gegen San Diego und Australien rehabilitiert.
Gegen San Diego und Australien haben wir uns selbst geschlagen und nicht wirklich gewehrt, gegen Korea B musste man sich einem sehr spielstarken Gegner (wie es in Europa keinen gibt!) nach gutem Spiel geschlagen geben. Das war völlig ok. Alle eingesetzten Spieler (siehe Foto Anzeigentafel) sahen wie richtige Baseballspieler auf internationalem Level aus.
Heute abend wird bekannt gegeben, wie es für uns um die Plätze 9 – 12 weitergeht. Vielleicht gibt es ja dann auch einen Sieg zu bejubeln …