Boca Chica war ein toller Erfolg
14 Tage Baseball pur, 14 Tage Boca Chica
Bevor ich abschließend ein paar Worte über die 14 prallen Baseball-Tage in Boca Chica teilen möchte, scheint es angebracht auch über den unglaublichen Stress des Abreisetages am Lufthansa-Schalter in Punta Cana zu berichten.
Noch in Boca Chica waren wir alle von zwei kompetenten Damen eines medizinischen Laboratoriums direkt vor Ort im Hotel getestet worden. Umgerechnet € 33 hatte das pro Person gekostet. Der Ablauf war professionell. Ein paar Stunden später wurden die detaillierten Analyseergebnisse – in spanischer Sprache gehalten – per Boten in unser Hotel gebracht. Alle waren negativ getestet worden, was keine große Überraschung darstellte, da unsere one and only Marlies Boll sowieso Gruppe wie Hotelpersonal regelmäßig auf Covid 19 getestet hatte. Am Lufthansa-Schalter in Punta Cana erfuhren wir dann aber, dass die Behörden der Bundesrepublik Deutschland auf ein negatives Testergebnis in deutscher, englischer oder französicher (sic!) Sprache bestehen, auch wenn man aus einem Land einreist, in dem spanisch – die weltweit nach Mandarin zweitmeist gesprochene Sprache – gesprochen wird. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Lufthansa-Verantwortlichen wollten eiskalt die deutsche Jugend-Nationalmannschaft, 12-15-jährige Kinder und ihre Betreuer plus ein paar Eltern usw. nicht in das Flugzeug einsteigen lassen, obwohl jeder lesen kann, was auf dem Testzertifikat steht: Zum Beispiel der nombre (Name), Sexo (Geschlecht), numero pasaporte (Pasport Nummer), das Datum der Probenentnahme und vor allem das Ergebnis : Negativo.
Condor zum Beispiel, die andere deutsche Airline, die 30 Minuten später auch einen Flug nach Deutschland durchführte, ließ seine Passagiere mit spanischem Testergebnis einchecken, diese mussten nur ein Formular unterschreiben, das besagte, dass sie eine englische Übersetzung in elektronischer Form nachreichen würden.
Lufthansa schlug uns stattdessen kaltblütig vor, im Flughafen in einer kleinen „Klinik“ vor der eine lange Schlange teils weinender, verzweifelter Menschen wartete, einen Corona-Test für $ 45 pro Person durchführen zu lassen. Wir hatten maximal ungefähr 90 Minuten Zeit, das Problem zu lösen. Ich versuchte alles, konnte aber zum Glück auch mit Hilfe unseres DBA Partners Rafael De Los Santos das Laboratorium Diagno Salud in Boca Chica, welches uns getestet hatte, dazu bewegen, alle Analysen bzw. deren Bestätigung per Hand und ohne englisches Computerprogramm auf englisch umzuschreiben und mir per PDF aufs Handy zu schicken. Quälend langsam trudelten die Ergebnisse nach und nach über die nächsten 90 Minuten verteilt ein, zum Glück hatte unser Flugzeug Verspätung, Lufthansa drohte immer wieder damit den Schalter zu schließen, aber am Ende war es geschafft, ich war nach 50 Telefonaten und WhattsApp Nachrichten mit Rafael und dem Labor, weiteren endlosen fruchtlosen Diskussionen mit dem Lufthansa-Personal ziemlich gerädert und selbst die Lufthansa-Leute lächelten dann doch noch als alle DBA-Reisenden einen Boardingpass in der Hand hielten, das Gepäck aufgenommen worden war und wir boarden durften.
Die Frage zu diesem Vorgang, die sich aufdrängt lautet also: Hätte ich wissen müssen, dass wir im spanisch sprechenden Santo Domingo ein Zertifikat in einer anderen Sprache hätte vorlegen müssen? Ich habe natürlich am Flughafen meine Emails von unserem Reisebüro durchforstet und tatsächlich den Hinweis irgendwo auf Seite nochwas gefunden. Wenn man auf der Seite des Auswärtigen Amtes, welche ich vor Reisebeginn und währenddessen beinahe täglich auf Suche nach neuesten Verlautbarungen besucht habe, irgendwo auf den Link Transportbedingungen klickt (was ich trotz der vielen Besuche nie getan hatte), kommt man auch auf den entsprechenden Hinweis. Jetzt weiß ich also tatsächlich, dass es so ist, ja, man hätte es theoretisch wissen können.
Ich bin immer noch im Nachgang heilfroh, dass wir trotz allem diese kafkaeske Situation positiv bewältigen konnten, die Jungs waren auch beeindruckt, dass doch noch alles geklappt hat.
Heilfroh und positiv sind dann auch die passenden Worte zur Überleitung zu dem traditionellen Abschlussbericht. Die Jungs, die mit vielen Bällen (denn die bekommt man kaum noch in der DR zu akzeptablen Preisen) und voller Vorfreude im Gepäck nach Boca Chica aufgebrochen waren, hatten alle seit über einem Jahr nicht mehr gegen anspruchsvolle Gegner und damit auf einem entsprechenden Niveau Baseball gespielt und so in Boca Chica nicht nur deswegen eine great time. Viele hatten darüber hinaus monatelang auch wenig trainiert, durften nicht trainieren und dass 12 – 15-jährige ohne entsprechende Motivation eines Mentors beispielsweise jeden Tag 20 Minuten Seil springen, oder Klimmzüge machen und Longtoss werfen, Treppen oder die Loma rennen oder sich sonst für den Wettkampf stählen, glaubt ja wohl niemand, der mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat. Gyms sind auch geschlossen. In Boca Chica wird weiter Baseball gespielt, alle Programme träumen weiterhin von Ruhm und Geld und beim morgendlichen Strandtraining am von Touristen verwaisten Strand, fiel uns Coaches schon auf, dass die meisten unserer Jungs nicht richtig fit sind, manche schon, das ist auch klar.
Heilfroh kann man sein, dass Boca Chica stattfinden konnte, nicht nur für die Spieler selbst sondern auch hinsichtlich der sportlichen Herausforderung Europameisterschaft, die ja Stand heute noch nicht abgesagt wurde. Ohne Boca Chica würde ich da black sehen müssen, so gibt es doch ein wenig Hoffnung. Heiko Schumacher (Outfield, Scoring, Medien), Octavio Medina (Infield, Firstbase Coach), die Dominikaner Enrique (früherer Profi bei den DSL Baltimore Orioles), Ezequiel (früherer Profi bei den DSL Yankees), Alexis (Club Ozoria Jugendtrainer), Bebo (Strand-Training, Pitching) sowie Nate Trosky und ich gaben uns alle Mühe aus den Jungs rauszukitzeln was geht bzw ihnen beizubringen, was wirklich dazu führt, international gegen andere starke Sportler wettbewerbsfähig zu sein. Das unterscheidet sich im Prinzip nicht so sehr von den Jahren bis 2019. Ab ca. 2010 würde ich sagen haben wir immer das 14-Stunden Programm mit Nate und 6th Tool-Pool-Talks angewandt, aber jetzt in Corona-Zeiten war es denn doch etwas anders. Für 2 Wochen stand für die jungen DBA Allstars wieder den ganzen lieben, langen Tag lang Baseball und nicht Corona über allem anderen.
Get Your Mind Right….das Mantra und die Grundlage des Erfolges in allen Varianten und Einsatzmöglichkeiten, dazu arbeiteten wir mit weiteren Mantras wie zum Beispiel „Die Kraft des Wolfes liegt im Rudel“. Jeden Abend hingen die jungen angehenden Schildwallkrieger an den Lippen von Nate Trosky, der wie immer Arbeitsethos auf dem höchsten Level vorlebte. „No one outworks me, ever.“ Er erzählte neben der reinen Lehre des mentalen Spieles, des sechsten Tools von all den erfolgreichen Spielern, die er zum Beispiel als Area Code für Southern California, welches die Brewers verantworten dürfen, gecoacht hat. Nate erzählt davon, wie es sein Spieler Nick Madrigal, der aus Sacramento in der Nähe von Nate (Carmel) stammt, geschafft hat, durch seine unglaubliche 6th Tool-Fähigkeiten trotz einer Körpergröße von ca. 173 cm nach einer Hammer-Collegekarriere bei Oregon State vor nicht allzu langer Zeit für $ 6.000.000 zu signen und es dann innerhalb eines Jahres nach Collegeabschluß in die MLB (White Sox) zu schaffen. Genau wie Nico Hoerner aus Oakland, der es auch innerhalb eines Jahres nach einer Super-Karriere bei Stanford University in die Show schaffte (Cubs – $ 2,7 Mio mas o menos). Beide verfügen laut Nate über keine Plus-Tools, dafür aber ein 80-Rating in allen 6th-Tool Kategorien, bringen Energie, spielen auf höchster Frequenz, immer und immer weiter.
Ich versuche ab und zu auch den deutschen DBA-Jungs klarzumachen, was es für ein Privileg ist, 14 Tage lang mit Nate trainieren, ihm zuhören oder ihn mit Fragen bombardieren zu dürfen. Nate Trosky ruft normalerweise eine Tagesgage von $ 8000 auf, aber da er einer meiner besten Freunde ist, er unseren deutschen DBA-Schildwallweg liebt, kommt er für einen DBA-üblichen Tagessatz und gibt serienmäßig immer alles, voller Einsatz, Energie auf einem anderen Level.
Die Energie, die konstante persönliche High-Energy-Frequenz, das Selbstbewusstsein, der Fokus, die Hartnäckigkeit, die Fähigkeit, Rückschläge innerhalb von 12 Sekunden wegzustecken sagt alles über einen Spieler aus, ist wichtiger als alles andere. Get Your Mind Right.
So machten wir uns also jeden Tag aufs Neue daran, den Gringos aus Alemania eine wettbewerbsfähige Schildwall-Befähigung zu verpassen. Das gelang ab und zu erstaunlich und erfreulich gut. Jeden Abend konnten sich die Jungs auf der MLB-Scouting-Skala von 20 bis 80 in Bezug auf Fokus, Vorbereitung teamgesamt und selbst, Energielevel, Widerstandsfähigkeit und selbstbewussten Auftritt bewerten. Wir haben die Spiele in Segmente geteilt und einzeln bewertet, alles angesprochen und tagsüber trainiert. Dazu kam Augenyoga, das richtige Atmen, Selbstsuggestion -und Motivation und eben die vielen Spiele gegen so gut wie immer physisch überlegene Gegner. PFPs, Run downs, Picks, alle Arten von Baserunning-Situationen, Outfield – und Infielddrills aller Situationen, jede Menge Hitting Drills…..alles was es braucht, um besser zu werden haben wir tagein tagaus geübt.
Anhand der täglichen Statistiken und auch Aufstellungen kann man als Baseball-Interessierter erkennen, wer von den Jungs ganz besonders seinen Mann gestanden hat. Ich möchte jetzt nicht eine Einzelkritik beginnen, da sich alle Mühe gegeben haben, fast jeder seine positiven Momente hatte, aber Shortstop Kenny Fermin kann doch bei einer Batting Average von fast .500 und einer Vielzahl auch spektakulärer Plays auf eine besondere Serie zurückblicken. An manchen Pitcher-Wölfen konnte sich das Rudel aufstützen/anlehnen und umgekehrt, bei anderen eher weniger, einige haben immer alles gegeben, andere waren dazu vielleicht eher nicht so in der Lage.
Nicht nur die Leistungssteigerung der Mannschaft war und ist unbedingt als extrem positiv zu sehen. Zurück in Frankfurt und auch per Telefon haben mir viele Eltern ihre Dankbarkeit ausgedrückt, dass wir ihre Kinder in diesen düsteren Tagen des Lockdowns für zwei Wochen im wahrsten Sinne des Wortes ans Licht, in die Sonne mitgenommen, sie gefördert und dabei aber auch anspruchsvoll gefordert haben. Es freut mich, dass es alle so positiv bewerten, dass alles gut geklappt hat, wir gesund und mit jeder Menge Eindrücken, Erfahrungen und Stories zurückkehren konnten und dass eben nur die Corona-Test-Ergebnisse immer negativ ausgefallen sind. Ich möchte mich an dieser Stelle auch besonders bei dem DBA-Präsidium bedanken, welches ja auch ein Risiko eingegangen ist, indem der Durchführung dieser Reise bei der Stimmungslage dieser Tage letztendlich zugestimmt wurde, dass die zeitlich befristete, kurze Chance nicht verpasst wurde. Be on time, Timing ist die Essenz.
You gotta fight for your right to party….auch so eines unserer Mantras. Es war hart, aber erfolgreich, anstrengend aber sehr gut, ein Risiko, aber es war aller Mühen wert.
Danke Marlies Boll für deinen unermüdlichen Einsatz, danke Heiko Schumi Schumacher auch für die guten Berichte, danke Octavio, danke brother Nate, gracias a los empleados de TroskyBull, gracias a mis amigos dominicanos y gracias a mi hermano Pinji (Rafael De Los Santos)….ya tu sabes